Kouhei SUGIHARA

An seiner Uni ist Kouhei Sugihara auch außerhalb seiner Fachrichtung (er studiert Jura im ersten Semester) aus mehreren Gründen gewissermaßen eine kleine Berühmtheit. Als großer Mädchenschwarm sticht er immer sehr aus der Menge heraus, weswegen ihn auch fast jeder auf dem Campus kennt und so auch zwangsläufig irgendwann übers Hörensagen oder allerspätestens durch seinen Aushang am schwarzen Brett, auf dem er öffentlich nach einem sogenannten „Note Taker“ sucht, von seinen besonderen Umständen erfährt: Kouhei ist hörgeschädigt. Dank eines Hörgerätes kommt Kouhei eigentlich ganz gut durch den Alltag, doch bereiten ihm seine Vorlesungen gewisse Probleme. Er kann in etwa nur die Hälfte von dem hören, was die Dozenten sagen und bräuchte auf Dauer eigentlich auch jemanden, der an seiner Stelle für ihn mitschreibt. Da die Universität allerdings vornehmlich nur vollständig gehörlosen Studenten ausgebildete Hilfskräfte zur Verfügung stellt und seine eigene Suche nach einem Helfer, der das Ganze auf rein freiwilliger Basis machen würde, bisher immer erfolglos blieb, musste er sich gezwungenermaßen immer selbst durchschlagen. Freunde, die ihm hierbei aushelfen könnten, hat Kouhei nämlich auch keine, weil er aufgrund seiner Einschränkungen und einigen schlechten Erfahrungen, die er in der Vergangenheit gemacht hat, einfach keinen Sinn mehr darin sieht, sich mit anderen zu verständigen und soziale Kontakte so auch eher meidet.

Bis zum letzten Jahr der Mittelschule funktionierten Kouheis Ohren noch vollkommen normal. Er konnte wie andere Kinder auch ohne Probleme Sprechen lernen, beherrscht so auch keine Gebärdensprache und erlernte erst sehr viel später das Lippenlesen. Der teilweise Verlust seines Gehöres war eine Folge einer sehr plötzlichen Infektionskrankheit mit tagelangem hohen Fieber. Von einem Tag auf den anderen änderte sich sein Leben schlagartig. Dass er seine Umwelt nicht mehr vollständig wahrnehmen konnte war für ihn bereits schlimm genug, doch war es in erster Linie das veränderte Verhalten der Menschen um ihn herum, das ihn in der darauf folgenden Zeit sehr belastete. Mit seinen Mitschülern kam Kouhei während der Oberschulzeit kaum zurecht. Da sie den Grad seiner Behinderung nicht wirklich einschätzen konnten, sich aber auch nie genauer mit dem Thema auseinandersetzten, hielten viele ihn gleich für vollkommen taub oder nahmen die ganze Angelegenheit wie bei der Schwerhörigkeit von älteren Menschen einfach auf die leichte Schulter. Irgendwann wurde es ihnen einfach nur lästig, nur für ihn langsamer zu reden und alles wiederholen zu müssen, weswegen sie aufhörten ihn mit einzubeziehen und er so fast immer allein blieb. Besonders mit Mädchen hat er seit damals große Probleme. Angezogen von seinem Aussehen und seinem Ruf als einsamer Wolf, versuchten schon immer viele seiner Mitschülerinnen ihm näher zu kommen. Dabei brachten sie ihm zwar ein gewisses Maß an Mitgefühl entgegen. Basierte dieses jedoch eher auf Annahmen, bemühten sie sich nie darum, ihn besser zu verstehen und nahmen auch keine große Rücksicht auf die Tatsache, dass er ihre hohen Stimmen einfach besonders schlecht hören konnte. Bei den Jungen wurde er aufgrund der daraus resultierenden Missverständnisse und Gerüchte dann auch noch immer unbeliebter und dadurch nur noch weiter in die Rolle des Außenseiters gedrängt.

Als er sich eines Tages wieder einmal alleine auf das Dach setzt, auf das er sich immer zum Essen zurückzieht und dabei zufällig Zeuge von Taichis unglücklicher Bruchlandung wird, ändert sich für Kouhei jedoch so einiges. Da Taichi nichts von dem Gerede der anderen hält, geht er sehr offen auf ihn zu und schafft es so sehr schnell mit ihm ins Gespräch zu kommen. Ohne große Hintergedanken, lediglich aus Dankbarkeit über eine spendierte Mahlzeit, bietet er ihm dann auch noch seine Hilfe bei seinem Problem mit den Vorlesungen an. So wird Taichi zu Kouheis Note Taker, während dieser ihn als kleine Gegenleistung dafür von da an mit den selbstgemachten Bentos seiner Mutter versorgt. Anfänglich hielt Kouhei Taichi noch für recht seltsam und gelinde gesagt auch etwas einfach gestrickt, doch entwickelt sich aus ihrer Zweckbeziehung dennoch allmählich eine richtige Freundschaft. Kouhei kann Taichis Stimme, wenn er ihn denn nicht von hinten anspricht und etwas langsamer redet, fast problemlos hören, sodass er seine Nähe als sehr angenehm empfindet. Dass Taichi ihn so normal behandelt und ihn einfach nur als netten Kerl ansieht, der schließlich nichts für sein Handicap kann und dem man sein Leben deswegen auch nicht erschweren sollte, ist, so simpel und selbstverständlich sich diese Aussage auch anhören mag, für ihn etwas unglaublich wertvolles, weswegen er ihm schneller als es ihm lieb ist, unvorstellbar wichtig wird.

Quelle: www.anisearch.de/character/61221