Lio SHIRAZUMI

Glaubt man an die Theorie, dass ein Lebewesen auch vorherige Leben hat, so gibt es einen Punkt im Leben eines Wesens, wo die eigene Existenz begann. Das einzige, was es zu diesem Zeitpunkt gibt, ist der Instinkt; Magier nennen das ganze auch Ursprung. Der Instinkt eines Menschen ist jedoch nur ein einzelner Faktor, der die späteren Entscheidungen nur mit beeinflusst, aber nicht maßgeblich steuert. Was nun aber geschieht, wenn man sich seines inneren Instinktes bewusst wird und nur noch von diesem geleitet wird, erkennt man sehr gut an Lio.

Nachdem Souren Araya diesen Instinkt in ihm weckte, kann Lio seinem inneren Drang nicht mehr entrinnen, weswegen man ihn inzwischen nur noch schwer mit einem Menschen vergleichen kann. Das ständige Verlangen, etwas zu verzehren, kann er nicht lange unterdrücken, weswegen er nach kurzen Zeitabständen das nächste menschliche Opfer heraussuchen muss, das er dann isst. Bei seinem Instinkt handelt es sich um eine Rarität, denn nachdem Araya den Instinkt in einem weckt, erhält man die Persönlichkeiten aller vorherigen Leben, da er das ständige Verlangen verspürt, etwas verzehren zu müssen, war er in all seinen vorherigen Leben ein Raubtier. Nur selten blitzt also noch so etwas wie Menschlichkeit in ihm auf und seine Taten sprechen für sich; die von ihm gefressenen Menschen haben nach ihrer Zerstückelung viel eher Gemeinsamkeit mit einem Fleischklumpen, das so aussieht, als ob es von einem Alligator so zugerichtet wurde.

Lio tötet nicht, weil er es will, er tötet, weil er nicht anders kann, weswegen ihn diese Taten auch nicht zufriedenstellen können. Dass er so viele Menschen tötet, liegt aber auch einfach daran, dass er von den Medien als Amokläufer bezeichnet wird; es erfüllt ihn mit Stolz, dass man ihm eine Rolle zu sprach und als Amokläufer sieht er sich einfach dazu verpflichtet, weitere Menschen zu töten, einfach weil man es von ihm erwartet. Das Töten kann ihm aber keine Genugtuung schenken. Er realisiert, dass er, um Genugtuung finden zu können, jemanden braucht, der genauso ist wie er selbst und solch einen Menschen fand er in Shiki, in der er eine ähnliche Mordlust entdecken konnte. Anders als sie kämpft er nur nicht gegen dieses innere Verlangen an und kann sich ganz seinen Gelüsten hingeben; weil er in ihr sich selbst wiederseht, glaubt er auch, dass er der Mensch sei, der sie und ihr Verlangen am besten versteht.

Schon immer fühlte er sich zu ihr hingezogen, auch bevor dieser Instinkt in ihm geweckt wurde. Das erste Mal traf er sie im April 1995, wo er sich auch in sie verliebte; seine starke Zuneigung war an seiner Versessenheit auf sie gut zu erkennen, denn schon ein Blick auf sie war ausreichend, um ihn durchdrehen zu lassen. Nach einem Zusammenprall mit ihr fühlte er sich jedoch von ihr abgewiesen; sie meinte zu ihm, dass sie schwache Leute hasse und das reflektierte er auf sich selbst, ohne genau zu wissen, was sie genau damit meinte. An jener Nach schlug er das erste Mal einen Menschen und an jener Nacht tötete er auch das erste Mal einen Menschen.

Ein Ereignis, das seinen Charakter grundlegend veränderte, denn er litt fortan an seiner eigenen Tat. Schloss sich in seinem eigenen Zimmer ein, wurde depressiv und verlor langsam aber stetig den Verstand.

Quelle: www.anisearch.de/character/22858