Eiga Koe no Katachi, in Deutschland auch unter A Silent Voice ist die gleichnamige Filmadaption des Mangas Koe no Katachi/ A Silent Voice aus den Händen von Yoshitoki OOIMA. Die Animationsarbeiten übernahm Kyoto Animation. Regie wurde von Naoko YAMADA geführt, welche u.a. für die Regie von Hibike! Euphonium zuständig war.
Das Originalwerk, der Manga Koe no Katachi läuft seit 2016 über dem deutschen Publisher Egmont Manga. Die Reihe ist mit 7 Bändern abgeschlossen.
Mancher redet nur, weil er nicht zu schweigen versteht. Wie selten kommt es vor, daß einer schweigt, wo ihm reden frommen würde! - Ambrosius
Story
Mangabeschreibung Shouya Ishida ist ein sehr aktives Kind. Mit seinen Freunden veranstaltet er regelmäßig Mutproben, um sich zu beweisen. Das Schulleben findet er langweilig und kann nicht verstehen, warum seine Freunde immer öfter von ihm verlangen, erwachsen zu werden. Als eines Tages das hörgeschädigte Mädchen Shouko Nishimiya in seine Klasse kommt, macht es ihm erst Spaß, sie zu ärgern; doch da ist scheinbar mehr …
A Silent Voice zeigt uns zunächst die frühen Lebensausschnitte aus Shouya sowie Shouko mit Momenten die unterschiedlicher nicht sein können. Während Shouya der aufgedrehte Rowdy ist, welcher gerne Videospiele spielt und mit seinen Freunden abhängt, ist Shouka eher die ruhige, schüchterne (wobei dies aufgrund der Taubstummheit basiert) und pflichtbewusste, so kümmert sie sich gerne um die Blumen der Klasse. Nach mehreren schicksalshaften Begebenheiten sehen wir unsere beiden Hauptprotagonisten in der Oberschule wieder - Shouya aufgrund seiner Kindheit eher isoliert, ist Shouka in der Klasse völlig intregiert. Dank der Gewissensbisse gegenüber Shouka will er sie ansprechen und sich entschuldigen, doch wie so oft kommt einiges anders...
Der Film weiß gekonnt seine Stärken hinsichtlich der Story auszuweiten. Dadurch das der Film ganze 130 Minuten geht, wird hier viel Zeit investiert um Situationen sowie Misstände genauer zu beleuchten. Ein weiterer Pluspunkt ist, das der Film die kompletten 7 Bänder adaptiert, was dazu führt das der Film auch storytechnisch abgeschlossen ist und nur wenige Fragen offen lässt.
Man muss jedoch dringend erwähnen, das der Film trotz der Shoujo-Vorlage erschreckend wenig Klischee besitzt und wahrlich bodenständig wirkt. Die wenigen Comedy-Aspekte sind auch sehr sparsam eingesetzt worden, lockern aber einige Momente definitiv auf.
Animation
Es ist KyoAni - was erwartet man? Dem Film merkt man sein Budget deutlich an und sieht einfach nur sehr gut aus. Die detaillierten Hintergründe, die Gestik der Charakte und auch das generelle Artdesign ist wunderbar harmonisch und auch die wenigen CGI-Momente sind nicht störend. Typisch Kyoto Animation - man merkt das sie mittlerweile ihren Stil gefunden haben, aber auch genügend Freiraum lassen um der Vorlage treu zu bleiben - gerade die Charaktere sind dem Manga entsprechend sehr gut getroffen.
Was jedoch gerade für KyoAni untypisch ist, sind die vielen Details welche nur dezent auffallen. So sind die gerade doch sehr untypischen Kameraperspektiven für mich ein riesiger Pluspunkt, wo der Film sich zu anderen Produktionen abhebt. Man setzt trotz fabulöser Optik auf das, was den Manga und dessen Idee so originell macht - der Körpersprache sowie Mimik. Oftmals sieht man mehrere Sekunden kein einziges Gesicht der Charaktere, da die Kamera nur auf Beine oder dergleichen gerichtet ist- man muss genau zuhören, was sie sprechen und dessen Körperhaltung deuten. Gerade im Kontext mit der Geschichte hinsichtlich Gestik, Sprache und Taubstummheit (?) ist dies ein großer Punkt, den man definitiv ansprechen sollte. Die Atmosphäre ist hinsichtlich der Farbpalette heiter gehalten, doch muss ich sagen das mich eine gewisse Melancholie gepackt hat.
Auch auf dem ersten Blick nicht erkennbar ist die Synchronität des Hintergrundes sowie der Charakterentwicklung von Shouya. Schaut man sich sein Raum am Anfang des Filmes an und vergleicht diesen mit dem Ende, so erkennt man das KyoAni auch auf solche Details sehr viel Wert gelegt hat.
Charaktere
Machen wir es uns nicht vor - ich kenne niemanden, den Shouka in irgendeiner Form etwas zuleibe tun könnte. Der unschuldige Charakter ist einfach nur zum Lieb haben! Auch ihre (wie ich finde) etwas tollpatischige Art mit der Form von Zuneigung umzukommen, ist wahrlich wunderschön anzusehen.
Shouya hingegen...anfangs als Kind ein Volliditon im wahrsten Sinne, entwickelt er sich immer weiter zu einer erwachsenen Person - er lernt Verantwortung für seine Taten zu übernehmen, steht dazu und will im Endeffekt auch nur das beste für alle. Gerade die Momente, in denen beide Charaktere aufeinander treffen sind u.a. die größten Stärken des Filmes. Die teilweise kompletten Gegensätze sind sehr gut umgesetzt und man merkt, wie beide indirekt sich näher kommen wollen bzw. die Schuldgefühle loswerden wollen.
Die restlichen Charaktere...naja. Auch wenn ich es positiv erwähnt habe, das die komplette Reihe adaptiert wurde so merkt man das gerade hinsichtlich den Nebencharakteren einiges an Material übersprungen wurde. Einerseits nicht schlimm - da Nebencharaktere. Doch kommen gerade viele Situationen im späteren Verlauf doch "zu perfekt" raus. Gerade Rein.....äääääh Ueno als vermeintlichen Nebenbuhlerin hätte es nicht geschadet, mehr Geschichte zu bekommen. Ansonsten bleiben im späteren Verlauf vieles blass wie zum Beispiel
der Tod der Großmutter - im Endeffekt wurde das gesamte mit 3 Szenen abgespeist
Aber auch Momente, die unser Hauptpärchen betrifft sind doch teilweise sehr abrupt umgesetzt worden. Gerade die Feuerwerksszene bzw. dessen Ursprung kam doch sehr plötzlich.
Sound
Musikalisch gesehen ist A Silent Voice eigentlich okay. Die Szenen sind teilweise sehr gut untermahlt worden, teilweise auch nicht aber das ist oft bei Anime so. Was jedoch positiv hervorzuheben ist, ist das Opening des Filmes - solch Musik findet man gerade in Anime sehr wenig.
Ansonsten wusste der Sounddirector wann er Musik untermahlen muss und wann nicht. Gerade diese Entscheidungen haben einige Dialoge sehr natürlich wirken lassen und nicht überdramatisiert.
Fazit:
Trotz und vieler Komplimente nur 4,5 von 5 Sternen - wieso? Keine Frage - ich mag den Film, wirklich. Die Charaktere sind allesamt zum knuddeln, das Drama ist für ein Shoujo klischeearm und optisch eine Augenweide. Dennoch beschlich mich am Ende ein Gefühl, wo ich sagen muss "da fehlt irgendwas" um volle 5/5 zu geben. Dieses Gefühl hatte ich z.B. bei Your Name. auch noch nach dem Kinobesuch.
Dennoch kann ich diesen Film jeden empfehlen, welcher einen anderen Shoujo-Anime sehen möchte. Die Thematik mit der Taubstummheit ist sehr erfrischend und die Dramatik keineswegs überstrapaziert. Deshalb "nur" eine 94/100 bzw. 4.5/5.