Dieser Film wurde nach der Ausstrahlung von Episode 270 von »
Dragon Ball Z« veröffentlicht. Kurz zu dieser Episode:
Vegetto kämpft als Super-Saiyajin gegen
Super Boo und dominiert diesen nach Belieben.
»
Dragon Ball Z: Drachenfaust« ist für die japanischen Fans einfach nur »DBZ-Film Nr. 13«, für die deutschen Fans jedoch Teil 2 DES FILMS. Zusammen mit »
Dragon Ball Z: Die Fusion« wurde dieser Film nämlich damals im Kino als Double Feature ausgestrahlt und als »der Film« beworben. Als Kind bin ich darauf reingefallen …
Im Gegensatz zum Vorgänger ist dieser Film weitaus düsterer. Der Kontrast wird noch deutlicher, wenn man sich die besonders
locker-lustig inszenierten Szenen des letzten Films ansieht. Die Story hat etwas mehr zu bieten, denn beim letzten Film ging es im Prinzip nur um die Toten, die ins Diesseits spaziert sind, und um
Janemba, den Antagonisten.
In
Satan City taucht mit
Hoi ein Fremder, der Selbstmord begehen möchte, auf. Das wäre eigentlich ein Fall für die Polizei, doch diese ziert sich, ist faul oder sonst irgendwas, weshalb wieder einmal
Videl und
Son Gohan aka der »
Große Saiyaman« anpacken müssen. Hoi ist dem Zuseher sofort suspekt. Videl auch. Nur Son Gohan ist wieder einmal der »Große Naivling«. Es ist schon etwas schade, was aus dem schlauen, schüchternen Son Gohan geworden ist. Als Son-Goku-Ersatz hat er nicht funktioniert, darum hat man wohl versucht, aus ihm einen Comic-Relief-Charakter zu machen. Zum Glück ist dieser Film nicht canon, weshalb man darüber hinwegsehen kann. Hoi erzählt von einem Monster namens
Hildegarn, das sich angeblich auf den Weg zur Erde mache. Man müsse den Helden
Tapion aus einer verzauberten Spieluhr befreien, denn dieser sei der Einzige, der das Monster aufhalten kann. Natürlich ist bei der Geschichte was faul … Son Gohan und die anderen denken sich wahrscheinlich: »Können
diese Augen lügen?«
Dass derjenige, den Hoi befreien will, Tapion, wirklich zu den Guten gehört, zeigt eigentlich schon sein Charakterdesign. Bei den Filmen kommt es selten vor, dass ein neuer Kämpfer gegen das Böse auftaucht und noch dazu eine so wichtige Rolle einnimmt. Eigentlich ist dieser Film sogar der Einzige, der das macht, weshalb er sich auch ganz anders – dynamischer und vielschichtiger – anfühlt. Es herrscht über fast die gesamte Dauer des Films eine große Wechselwirkung, denn Tapion, Hoi und Hildegarn beeinflussen sich mit ihren Aktionen gegenseitig. Son Goku und die anderen werden aber keinesfalls in den Hintergrund gedrängt. Sie müssen nur ab und zu aus dem Scheinwerferlicht treten. Am Ende bekommt Son Goku aber noch seinen großen Moment.
Bei der Backgroundstory hat man sich einigermaßen Mühe gegeben, denn diese gibt mehr her als nur »Bösewicht taucht auf und will zerstören«. Auf dem Planeten
Konats hat ein Geist die Kräfte des Bösen versiegelt, weshalb man für ihn zum Dank eine Statue errichtet hat. Hoi und weitere Magier erweckten diese Statue zum Leben und ließen in ihm die Kräfte des Bösen frei. Diese zum Leben erweckte Statue ist Hildegarn, der damals in zwei Hälften zerteilt und in Tapion und dessen Bruder
Minosha versiegelt wurde. Damit Hildegarn nicht aus ihren Körpern entkommt, wurden die Brüder in zwei verschiedene Spieluhren eingeschlossen und an weit entfernte Orte im Universum gebracht, da die beiden Hälften von Hildegarn sich stark zueinander hingezogen fühlen. Man stelle sich das vor wie zwei unterschiedlich gepolte Magneten. Je näher diese sich sind, desto stärker ziehen sie sich an. Hoi will die beiden Hälften nun wieder vereinen. Befindet Tapion sich außerhalb der Spieldose möchte Hildegarn immer wieder aus ihm herausbrechen. Das einzige Mittel, das Hildegarn davon abhalten kann, ist der Klang von Tapions Okarina. Tapion spielt darauf eine sehr
schöne, aber auch traurige Melodie. Es gehört zu den schönsten und erinnerungswürdigsten Momenten dieses Films, wenn Tapion auf seiner Flöte spielt oder wenn die Kurbel der Spieluhr, in der Tapion versiegelt wurde, gedreht wird und eine Melodie, die genauso bezaubernd und melancholisch ist, gespielt wird.
Hildegarn ist sehr interessant konzipiert. Er besitzt eine anständige Hintergrundgeschichte und ein paar Eigenheiten, die man so bisher noch nicht gesehen hat. Er ist aber auch wieder ein stoischer Gegner, der keine erkennbare Persönlichkeit besitzt. Er tut das, was ein Monster tut: rumtrampeln und brüllen. Das kennt man schon aus den »
Godzilla«-Filmen. Weil er in zwei Hälften geteilt wurde, kommt es zuallererst zum Kampf gegen seinen
Unterleib, was sehr originell ist. Wenn Hildegarn angegriffen wird, löst er sich in Rauch auf, was gewisse Ähnlichkeiten zum Vorgängerfilm hat, denn Janemba kann sich ebenfalls entmaterialisieren. Nur wenn er angreift, nimmt er einen festen Aggregatzustand an.
»
Dragon Ball« wäre nicht »
Dragon Ball«, wenn es keine Verwandlungen gäbe. Aus irgendeinem Grund nimmt auch Hildegarn eine
weitere Form an. Warum er das tut, ist nicht ganz klar. Während des Kampfes gegen
Gotenks verpuppt er sich. Vermutlich tut er das, um sich gegen die vielen
Ki-Attacken zu schützen. Schlüpft er aus seinem Kokon, sieht er wie ein Monsterschmetterling aus. Äußerlich ist das nicht wirklich ein Upgrade. Auch sonst erkennt man nicht, welchen positiven Effekt das haben soll, außer dass er jetzt fliegen kann. Es ist wohl eher eine Verwandlung um der Verwandlung willen.
Neben dem Kampf gegen Hildegarn, der natürlich keine Auswirkung auf das Geschehen in der Main Story besitzt, erzählt dieser Film noch, wie Trunks sein
Schwert bekommen hat, denn am Ende des Films überreicht Tapion dem
kleinen Trunks sein Schwert. Zeitreisen machen leider aber immer alles knifflig und unlogisch. Das DB-Wiki unterscheidet zwischen
Future Trunks‘ Schwert und Tapions Schwert, dem
Brave Sword. Das DB-Wiki meint:
DB-Wiki According to some sources, Future Trunks‘ sword is said to be the Brave Sword of his alternate timeline.
Generell ist die Beziehung zwischen Trunks und Tapion ein zentrales Thema dieses Films. Ich vermute, der Film soll zeigen, warum Future Trunks so ist, wie er ist. Es ist schon auffällig, dass Future Trunks und Trunks so verschieden sind, wobei der eine noch ein Kind ist und sich natürlich noch verändern kann. Es ist aber auch auffällig, dass Future Trunks und Tapion ungefähr dieselbe Persönlichkeit besitzen. Tapion wirkt zwar etwas verärgerter und distanzierter, doch das liegt nur daran, dass er die anderen vor ihn selbst bzw. vor Hildegarn beschützen möchte. Trunks und Tapion verbringen bei diesem Film verdächtig viel Zeit miteinander. Bereits der erste Satz, den Trunks nach der Befreiung von Tapion sagt, ist ein kleines Indiz dafür, dass Tapion großen Einfluss auf Future Trunks hatte: »Ist ja cool, so wäre ich auch gern.« Obwohl Tapion gesagt hat, er möchte alleine gelassen werden, spüren Trunks und
Son Goten ihn in seinem Versteck auf, wobei die Initiative von Trunks ausgeht. Die beiden (später ist es nur noch Trunks) bringen ihm Essen, doch Tapion zeigt sich immer abweisend bis hin zu wütend. Er lässt sogar ein »Hau endlich ab!« fallen.
Bulma glaubt, Trunks möchte genauso wie Son Goten einen großen Bruder haben. Sie sagt, dass er oft davon spricht. Umgekehrt sagt Tapion, dass Trunks ihn an seinen verstorbenen kleinen Bruder Minoshia erinnere. Interessanterweise setzt Bulma Tapion zum Schluss in eine
Zeitmaschine, um ihn nach Hause zu bringen. Mit
derselben Zeitmaschine ist Future Trunks damals angereist. Wie immer sollte man bei Zeitreisegeschichten die Logik nicht zu sehr in den Vordergrund stellen, denn sonst verbringt man unnötig viel Zeit damit, den Großvaterparadoxon-Wikipedia-Artikel zu lesen.
Bei jedem Film muss es irgendeine Besonderheit geben, damit er nicht völlig irrelevant ist. Beim Vorgänger war es eine neue Fusion, hier ist es wieder einmal eine neue Technik.
Die
Drachenfaust, nach der dieser Film benannt wurde, ist genauso
mächtig, wie sie klingt. Sie ist im Prinzip eine Weiterentwicklung jener Attacke, mit der
Son Goku damals
Oberteufel Piccolo besiegt hat. Sie ist nur viel protziger als die olle »
Affenfaust«, denn bei ihr erscheint – wie der Name schon sagt – ein Drache. Son Goku bohrt sich damit durch Hildegarn wie durch Butter. In »
Dragon Ball GT« wird die Drachenfaust abermals verwendet – einmal gegen
Super-Nr. 17, einmal gegen
Sanxinglong und einmal gegen
Yixinglong. Die Art der Anwendung hebt sich jedoch von jener, die in diesem Film gezeigt wird, ab. Die Drachenfaust wurde ursprünglich für diesen Film konzipiert, also auch für den Einsatz gegen einen besonders großen Gegner. Super-Nr. 17 und Yixinglong sind natürlich nicht so groß, weshalb man auch die Darstellung ein bisschen hat ändern müssen. Gegen Super-Nr. 17 ist es nicht der Drache, der sich durch den Körper des Feindes bohrt, sondern
Son Goku selbst. Der Drache taucht währenddessen nur symbolisch als Erscheinung im Hintergrund auf, ähnlich wie der Oozaru damals im Kampf gegen Oberteufel Piccolo. Gegen Sanxinglong ist es gar nur Son Gokus
Faust, während der Drache sich um die Häuser der Stadt
schlängelt. Die Anwendung gegen Yixinglong ähnelt noch am ehesten jener gegen Hildegarn. Zuerst
bohrt der Drache sich durch Yixinglong hindurch, danach wickelt er sich um ihn (Vergleich:
Hildegarn,
Yixinglong).
Als Opening für das japanische Original hat man wieder einmal »
WE GOTTA POWER« ausgewählt. Eine offensichtliche, aber gute Wahl. Die deutsche Version kommt ganz ohne Opening aus, denn nach dem ersten Film – »
Dragon Ball Z: Die Fusion« – gibt es nur eine kurze Einblendung, dass der erste Teil vorbei ist und der zweite nun beginnt. Das japanische Ending ist »
Ore ga Yaranakya Dare ga Yaru«. Dem Fan wird natürlich eher das deutsche Ending etwas sagen: »
Wer, wenn nicht du«, die deutsche Version von »Ore ga Yaranakya Dare ga Yaru«. Dieses Halb-Schlagerlied, das rockig sein möchte, verursacht eine Mischung aus Gänsehaut (vermutlich aufgrund von Nostalgie) und peinlicher Berührtheit. Jeder, der sich traut, dieses Lied beim Karaoke zu singen, dem gebührt mein allergrößter Respekt. Beim Ending wird der Cast übrigens auf
Französisch eingeblendet.
Zur DVD selbst gibt es natürlich dasselbe zu sagen wie zum Vorgänger-Film: ein (leider schlecht gealtertes)
PC-Spiel – hui; keine japanische Tonspur – pfui.
Die beiden Filme dieses Double Features lassen sich nur sehr schwer vergleichen, was aber auch gut ist, denn Abwechslung ist hier garantiert. Der erste Film ist vielleicht etwas direkter, einfacher und spaßiger, keineswegs aber monoton. Dieser zweite Film hat handlungstechnisch überraschend viel zu bieten und besitzt eine düstere Atmosphäre, wie es diese beim gesamten »
Dragon Ball«-Franchise nur selten gibt. Meistens wollen die Filme mit neuen, spannenden Charakteren, Fusionen oder Kampftechniken punkten. Dieser Film hebt sich davon jedoch ab und punktet mit der
herzigen Freundschaft zwischen Trunks und Tapion.