Ehrlich gesprochen hatte ich keine großen Erwartungen an
Mayo Chiki!. Ich brauchte lediglich eine Serie, die ich so für nebenbei mir zu Gemüt ziehen könnte. Wohl oder Übel blieb es nicht bei dem nebenher, den ich wurde auf äußerst positive Weise überrascht und verschlang eine Episode nach der anderen.
"Raw stuff? Indeed, I do like it raw."Die Prämisse von
Mayo Chiki! mag nicht bahnbrechend neu daher kommen, dennoch reichte es aus, mein Interesse zu wecken. Der Anime handelt von Jirou (Sakamachi Kinjirou), einem ganz normalen Highschool Schüler, der sich kaum von anderen Vertretern aus diesem Genre zu unterscheiden scheint. Eines zufälligen Tages entdeckt er das Geheimnis von Subaru Konoe, der sich als Butler von Suzutsuki ausgibt, aber eine sie ist.
Dieses Grundgerüst lässt vermuten, dass es sich bei
Mayo Chiki! um eine simple Liebesgeschichte mit vielleicht ein bisschen Humor handelt, die sich an bekannte Prinzipien aus anderen Vertretern des Genres anlehnt. In Endeffekt ist
Mayo Chiki! nichts anderes, nur wurden durch kleine Extras eine gewisse Einzigartigkeit geschaffen, die den Anime doch zu etwas mehr machen.
Dazu zählt zum einen Jirous Gynophobie, die Angst vor Frauen, die sich aufgrund des Umgangs seiner Mutter und seiner Schwester mit ihm als eine Art Trainingsdummie zurückführen lässt. Dieser Umstand wird von Suzutsuki schamlos ausgenutzt und bringt unter Einbezug ihres Butlers Subarus irrwitzige Szenen zum Vorschein. Suzutsuki zählt zudem noch zu den stärksten und einzigartigsten Charakteren des Casts. Ihr Aussehen lässt eine feine Dame mit viel Anstand vermuten. Doch hinter dem schönen Gesicht steckt ein Sadist, der andere nur so ausnutzt und sich von perversen Anspielungen nicht fernhält. Auch Jirou hebt sich etwas von den stereotypen Protagonisten mit seiner zum Teil zynischen Art, auf perverse Anspielungen zu reagieren, hervor.
Auch etwas Fanservice wurde in den Mix geschmissen, die aber nicht fehl am Platz wirkt. Im Gegenteil wurde diese mit Jirous Phobie sinnvoll in die Handlung integriert und ist daher nicht störend, sondern auf eine sexy Weise belustigend. Die bereits eingangs angekündigte Liebesgeschichte gestaltet sich als ansehnlich. So wächst einem Subaru mit ihrer weltfremden, aber liebevollen Art doch schnell ans Herz. Auch der Umstand, dass sie als Junge auftritt, wirkt nicht störend (Anm.: Ich zähle mich nicht zu den Yaoi-Fans.). Ganz im Gegenteil wurde dieser Umstand ansatzweise in die Handlung integriert, so entstehen einige Gerüchte bezüglich Subaru und Jirou.
Ich hoffe, man konnte bisher erfahren, dass ich sehr überzeugt von dem Anime war. Leider wurde (und das ist der Vorlage, zumindest seitens Manga, zu verschulden) der Anime nach der Hälfte der Zeit immer schlechter. Der Cast wurde unnötig mit weiteren Nebencharakteren, die die verschiedensten von Otaku-liebenden Stereotypen verkörpern, vergrößert. Es wurden zwar einige Ansätze deutlich, diese mit Hintergründen zu beleuchten und durch ungewöhnliche Verhaltensmuster einzigartig zu machen. Doch dies wirkte nur halbherzig vollzogen, was teils an der Kürze des Animes festzumachen ist.
Leider blieb es nicht nur dabei, den die Handlung vollzog eine starke Wende und verlor sich in einem großen Chaos, in mitten dessen nur noch Jirou stand, der gemütlich sein Harem aufzubauen scheint. Die anfängliche Romanze zwischen den Protagonisten wird völlig außer Acht gelassen. Auch die sadistische Art von Suzutsuki weicht einer, ihrem bisherigen Charakter sehr entgegenstehenden liebevollen und schüchternen Art, die so was von gar nicht glaubwürdig wirkt und wirken kann. Auch der Fanservice ist mittlerweile nur noch ausschließlich da um die lüsternen Blicke der Zuschauer zu befriedigen und nur noch minimal in die Handlung integriert. Der Höhepunkt stellt das nicht-existente Finale dar. Die Handlung wird einfach abgewürgt, ohne in irgendeiner Weise eine Art Conclusio zu geben.
Abschließend muss man erwähnen, dass die Produzenten des Animes nicht für diesen Wandel verantwortlich sind, da die Vorlage (Manga, nicht Light-Novel, da ich letztere nicht kenne) eben genau beschriebenes vorgibt. In Sachen Artstyle und Animationen wurde eine solide Performance gezeigt, die durch eine zwar unauffällige, aber der Atmosphäre der einzelnen Szenen entsprechende BGM unterstrichen wird. Zusätzlich sind auch noch die Previews zu erwähnen, die zu größten Teilen einfach nur irrwitzig und total versaut sind.
"The level of idiocy is simply amazing."Mayo Chiki! ist eine Schulromanze mit großem Anteil an Humor, dessen Stärke eindeutig in der ersten Hälfte liegt. Eine nette Anfangsidee für die Handlung, sympathische Protagonisten, die in irrwitzige, aber auch liebevolle Interaktionen zueinander treten, weichen einen unbefriedigenden Fokus auf (seichte) Nebencharaktere, deren einzige Funktion es ist, eine Art Harem langsam um den männlichen Protagonisten zu bilden, und einem nicht-existenten Ende. Für Fans des Genres ist der Anime dennoch (vorsichtig) zu empfehlen.
78/100