"For some reason, I always find people apologizing to me."Kimi ni Todoke, Hauptrolle Sawako, mit Ähnlichkeiten an Sadako aus dem bekannten Horrorfilm „The Ring“. Was anfänglich wie eine Parodie zu diesem Film aussieht und sich so gibt, ist in Wirklichkeit eine Romance-Comedy Anime, der die Messlatte in puncto Kitsch, Naivität und Schüchternheit auf bahnbrechende Höhen setzt.
HandlungDie 15-jährige Sawako Kuronuma hat aufgrund ihres Aussehen, das dem von Sadako aus „The Ring“ ähnelt, Probleme sozialen Kontakt zu finden bzw. aufzubauen. Ihr High School Leben ist geprägt von Einsamkeit, bis Kazehaya, ein populärer Mitschüler, beginnt, sich ihr zu nähern und sie dadurch immer mehr in die Klassengemeinschaft einbindet.
Die Story hat einen humorvollen Beigeschmack, der immer wieder durch aberwitzig inszenierte Szenen mit Sawako als Sadako seinen Weg findet. Allein schon die erste Episode hat teilweise den Flair eines Horrorfilms. Der Anime gibt jedoch schon seit Anbeginn einen strengen Weg in puncto Romantik vor und nimmt den Zuschauer jegliche Spannung bzgl. eventueller Beziehungskonflikte weg. Eigentlich hätte die erste Episode sogar als Stand-Alone publiziert werden können, da jegliche Fragen in puncto Romantik schon geklärt werden. Dies wurde aber nicht getan und der Anime weist eine Länge von 25 Episoden auf. Für mich verwunderlich, wie man es geschafft hat, die Handlung über solche Strecken zu ziehen, das Offensichtliche zu dehnen. Ein Grund wäre die Ausweitung der Thematik, die schon relativ am Anfang eingeleitet wird. Der sich anfangs als sehr kitschig romantisch gebende Anime beschäftigt sich mit Themen wie Ausgrenzung, Mobbing und schließlich Freundschaft, wobei letztgenanntes doch ein relativ großen Rahmen absteckt, den die erstgenannten trotz sehr guter Inszenierung, die dem Anime Dramaelemente verliehen hat, nicht bekommen haben.
Kimi ni Todoke hat auch noch weitere gute Ideen im Laufe der Serie, neben einer Themenausweitung. Der Versuch eine „Rivalin“ um Kazehaya einzuführen ist in der Theorie sehr gut und würde der Story noch etwas Spannung und Würze verleihen, doch in der Praxis ist alles sehr nüchtern und die „Rivalin“ taucht im Nichts unter. Kurz vor Ende schwenkt der Mittelpunkt auf Chizuru Yoshida und deren Liebesproblematik, die dem Anime etwas Spannung verleiht, da bei den Protagonisten schon seit Anfang alles geklärt ist, aber dann doch nur halbherzig umgesetzt wurde, bevor sich die Story wieder mit Sawako und Kazehaya beschäftigt, die auf einen viel versprechenden Höhepunkt sich zu bewegen, jedoch in einem offenen Ende ihren Abschluss finden.
CharaktereEin weiterer Grund für die enorme Streckung sind sicherlich die Protagonisten. Man ist zwar ein gewissen Grad an Naivität, Dickköpfigkeit und Schüchternheit durch Vertreter des Genres gewohnt, doch
Kimi ni Todoke setzt in diesem Bereich neue Maßstäbe, gar neue Weltrekorde. Es ist zwar in gewisser Weise nachvollziehbar, wenn Sawako, die ihr Leben lang ausgegrenzt wurde, eine anfänglich kindliche Naivität zeigt, doch dies über die gesamte Länge durch zuziehen, grenzt schon an eine Meisterleistung. Kazehaya schneidet hier nicht sonderlich besser ab, denn trotz seiner Popularität und seiner Leichtigkeit, mit anderen Leuten (auch Mädchen) Kontakte zu knüpfen, sich zu unterhalten, etc., ist seine Schüchternheit, die er vor Sawako zeigt, einfach nur atemberaubend (im wahrsten Sinne des Wortes) und gegen Ende nur noch nervend.
Aber es gibt auch noch positive Seiten am Cast. Sawako überzeugt trotz oben genannter „Banalitäten“ durch eine nachvollziehbare Charakterentwicklung vom nichts wissenden Einzelgänger zu einer sozial fähigen Freundin. Kazehaya dagegen ist eher ein Stereotyp „Mädchenschwarm“, den man schon in etlichen Romance Animes gesehen hat. Ihn zeichnet nur die enorme Portion an Schüchternheit besonders aus. Erwähnenswert sind noch die „erwachsene“ Ayane Yano, die sportbegeisterte und sensible Chizuru Yoshida und der doch etwas ruhigere Ryuu Sanada. Besonders hat mit Ayane Yano gefallen, die mit ihrer sadistischen Ader Kazehaya immer wieder in puncto Sawako anstachelt und ihn in peinliche Situationen geleitet. Sie zeichnet sich auch besonders durch ihre Intelligenz aus, da sie so ziemlich die einzige ist, die die gegenseitige Liebe zwischen den beiden zu kapieren scheint und auch in diese Richtung hinarbeitet.
Sonstiges (Opening / Ending / BGM, Animation, Zeichenstil, Besonderheiten)Das Opening und Ending sind relativ eigen bzgl. des Zeichenstils – man kann es mögen oder hassen. Auffallend hierbei sind noch die Bezüge zu der Serie, denn das Opening stilisiert Kazehaya, das Ending Sawako und beider Gefühle bzw. Standpunkte zu dem jeweilig anderen. In meinen Augen eine sehr gute Idee und eine ausgezeichnete Umsetzung.
Der Zeichenstil hat mit anfangs sehr gut mit der leicht horrorähnlichen Inszenierung gefallen, doch gegen Ende geht es zu sehr in Richtung Übertreibung: wenn diverse geometrische Formen (von Kugeln über Vierecke bis hin zu Polyeder) das Bild in rosa Farben durch schweifen. Anfangs fand ich die Idee nicht schlecht (als es sich nur um Kugeln handelte), doch gegen Ende wurde es zu häufig eingesetzt und kurz gesagt: nervig. Gleiches gilt für das zwischendurch verwendete Matrjoschka (= russische Steckpuppen) ähnliche Charakterdesign, das anfänglich für einige Lacher in Verbindung mit Interaktionen der Charaktere sorgte, doch dann einfach zu häufig verwendet wurde. Abgesehen davon fielen die malerisch gezeichneten Umgebungen äußerst positiv auf und tränken den Anime in ein schon traumhaft wirkendes Setting.
Positiv ist noch die BGM aufgefallen, die im richtigen Moment mit ruhigen Klavier- / Streicher Kompositionen gepunktet hat.
FazitKimi ni Todoke versucht an die großen Kollegen aus dem Genre heranzukommen und punktet mit guten Ideen, die oft nur halbherzig umgesetzt wurden. Auch leidet der Anime teils an Ideenlosigkeit in der Gestaltung, das zu Wiederholungen führt. Die Story überzeugt anfangs mit einer schönen Inszenierung und einer Themenausweitung auf alltägliches wie Mobbing und Ausgrenzung, doch in puncto Romantik wird aufgrund von Naivität, Dickköpfigkeit und Schüchternheit der Protagonisten enttäuscht, das den Anime in ein offenes Ende münden lässt. Es wäre also nicht unwahrscheinlich, wenn es zu einer 2. Staffel kommen würde.
78/100