Genau 10 Jahre nach der genialen Serie
Neon Genesis Evangelion, dem Zusammenschnitt für`s Kino
Neon Genesis Evangelion – Death & Rebirth und dem endgültigen Finale
Neon Genesis Evangelion – The End Of Evangelion dachte wohl HIDEAKI ANNO, dass es wohl Zeit wäre, die Saga nochmal neu aufleben zu lassen. Welche Interessen dabei im Vordergrund standen, bleibt zwar im Verborgenen, doch der Verdacht liegt nahe, dass es zu einem nicht unerheblichen Teil auch an der Aussicht auf großen finanziellen Erfolg lag. Schließlich ist der Kult bis dato ungebrochen, ja gar über die Jahre hin noch angewachsen durch die Fans die in den letzten 10 Jahren noch dazu gekommen sind. Das DVD-Medium ist nicht ganz unschuldig daran und letztendlich hat sich in der Zwischenzeit auch technisch sehr viel getan. War also nur noch eine Frage der Umsetzung. Die Wahl viel abermals auf`s Kino, doch anstatt nur wieder einen 100 minütigen Zusammenschnitt wie bei
Death & Rebirth zu produzieren, entschied man sich gleich eine Reihe von Vier großen Kinofilmen mit dem Titel
Rebuild Of Evangelion machen, deren erster Film
You Are [Not] Alone am 1. September 2007 in die japanischen Kinos kam. Als Regisseur wurden MASAYUKI und KAZUYA TSURUMAKI engagiert, die aber auch schon kräftig an der Serie und den beiden Kinofilmen mitgearbeitet hatten. HIDEAKI ANNO selbst trat hierbei nur im Hintergrund als Supervisor auf.
Natürlich sind
die Animationen ungleich viel viel besser als in der Serie. Doch auch so merkt man, dass es sich um einen Kinofilm handelt. Hier wird
fett geklotzt anstatt gekleckert, wobei der Unterschied zwischen den ersten Kinofilmen 1997 und hier schon nicht mehr gar so stark spürbar ist. Dass heißt im Klartext wunderbar flüssige Movements und übelst geniale Hintergründe voller Detailreichtum. Dazu optische Unschärfe, Licht- und Schattenspiele und facettenreiches Farbspektrum. Besonders technische Objekte treten hier wohltuend hervor. Klaro, der alte Trick schlichter und einfacher Charakterzeichnung und aussergewöhnlich hoher Detaildichte in den EVA- und Actionszenen wurde natürlich ebenso beibehalten, wie das Charakterdesign, dass vollständig aus der vorherigen Saga übernommen wurde. Einige Einstellungen sind natürlich anders. Lediglich sind die Engel selbst nun wesentlich detailverliebter gestaltet. Ohne Cel-Shading und CGI geht es hier natürlich auch nicht mehr, jedoch wurden auch hier die technischen Möglichkeiten vollends ausgereizt, weswegen die computergenerierten Anteile nahtlos in die klassischen Animationstechniken einfügen und gut miteinander harmonieren. Besonders bei einigen Engeln kommt das sehr gut rüber.
Der
Sound: bewegt sich auch auf der Höhe der Zeit. Es gibt unglaublich viele Umgebungsgeräusche, gegebenenfalls auch mit allerhand Soundeffekten unterlegt. Auch reizte man die Technik dank Dolby Digital bis zum Ende aus.
Die Musik in
You Are [Not] Alone bewegt sich sehr stark auf klassischem Level, oftmals an einen Marsch oder an eine Oper erinnernd. Doch auch der bisherige Soundtrack von SHIROU SAGISU wurde neu eingespielt und wieder verwendet, also gibt es auch einige hektische Geigen- und Celloklänge zu hören. Zwischendrin vernimmt natürlich auch wieder ein paar Easy Listening Töne. . . wie in einem Fahrstuhl. Zum Abspann gibt es jedoch dieses Mal keinen Jazz in englischer Sprache, sondern ein J-Pop-Liedchen mit dem Titel
Beautiful world von HIKARU UTADA, geht aber aufgrund des flotten Tempos leicht ins Ohr.
Für
die Synchronisation wurden in Japan sowohl als auch in Deutschland ein Großteil der alten Sprecher von der Serie und den beiden vorangegangenen Kinofilmen engagiert. Das sorgt dafür, dass der getreue Fan sich gleich mal wieder heimisch fühlt. Aber auch dass die Synchronisation eine Top-Qualität bekommen hat und man den Film problemlos auch auf Deutsch anschauen kann.
Die Atmosphäre zwischen der Serien und
You Are [Not] Alone weist besonders einen entscheidenden Unterschied auf: der Film schreitet weitaus flotter voran als die Serie! Vorbei sind die Zeiten, als es noch lange Standbilder oder ausgedehnte Dialogpausen gab. Auf diese Weise kommen die Spannungsbögen, die bereits in der Serie vorhanden waren, hier viel besser zu Geltung; was dem Streifen wesentlich mehr Suspense beschert. Die Serien bot genügend Zeit für derlei Spielereien und Stimmungsaufbau. Die hatte man hier verständlich nicht, also strich man klugerweise die wagen Andeutungen und den überflüssigen Zuckerguß, so dass das ungeschliffene Produkt ohne Umschweife direkt dem Zuschauer vermittelt wird. Und darum gibt es natürlich auch ausführliche und hervorragend gestaltete Actionszenen in Masse zu sehen, die noch bombastischer als in der Serie sind und ebenfalls höllisch gut abgehen. Auch auf Blut wurde hierbei nicht verzichtet. Daneben folgt die Atmosphäre im Groben und Ganzen jener der Serie. Es gibt einige Szenen, die werden von Melancholie getragen, Manche sind düster, Andere wiederum zum Brüllen komisch. Wenn auch also einige Hardcore-Fans darauf bestehen mögen, dass Etwas fehlt, ist dieser Film dennoch weitaus unterhaltsamer als die Serie.
Die Charaktere wurden allesamt ohne die geringste Abweichung aus der Serie übernommen. Dabei war gerade dieser Punkt am schwierigsten umzusetzen, war doch die Serie in der Ausführung ihrer Charaktere von beispielloser Brillianz; auch weil man damals genügend Zeit zu Verfügung hatte, die hier genauso wie bei der Atmosphäre abging. Doch was bei der Atmosphäre funktioniert, funzt hier genauso. Denn wohingegen sich in der Serie ein Bild eines Charaktes auch durch zahllose Andeutungen und Kommentare aus dem Off darstellte, so verzichtet und
You Are [Not] Alone gänzlich darauf und geht einen viel direkteren Weg. Das führt zwar dazu, dass man sein Hirn nicht mehr so anstrengen muss, aber aus Seiten des Unterhaltungsfaktors ist das durchaus angenehmer. Und dadurch, dass am Ende auch wieder haargenau dieselben Charaktere rauskommen, wie in der Serie, besteht auch faktisch kein Qualitätsverlust. Egal, ob es sich nun depressiven Shinji Ikari handelt, der noch dazu von Selbstzweifeln und Teilnahmslosigkeit geplagt wird, die roboterhafte Rei oder die scheinfröhliche Misato.
Die
Story musste natürlich auch ein wenig komprimiert werden, jedoch nicht so arg wie bei der Stümmelversion von
Death & Rebirth. Als erster von Vier Filmen umfasst
You Are [Not] Alone die ersten sechs Folgen der Serie, wobei wiederum auf viele unnötigen Handlungsszenen, die mit dem eigentlichen Geschehen nichts zu tun haben, verzichtet wurde. Besonders wohltuend ist der Verzicht auf den umfassenden Flashback der Episoden Zwei und Drei, so dass die kultanhaftende Actionszene durch den ersten Fight zwischen EVA und Engel nicht davon unterbrochen wird. Die Handlung der Serie lag in den ersten Folgen mehr auf charakterliche Darstellung, während
You Are [Not] Alone auch durch die Handlung versucht, die Action nicht zu kurz kommen zu lassen. Auch das trägt zum höheren Unterhaltswert des Filmes bei.
Im Vorfeld gab es viel Gemurmel, dass
Rebuild Of Evangelion vermutlich eine andere, alternative Storyline als die Serie verfolgen würde. Nun,
You Are [Not] Alone behandelt tatsächlich noch ohne nennenswerte Änderungen die Handlung der Serie. Allerdings gibt es vereinzelte Anzeichen, dass sich das in der Fortsetzung
Rebuild Of Evangelion 2.0 – You Can [Not] Advance könnte. Besonders eine Szene am Ende macht in dieser Hinsicht ziemlich neugierig auf das Sequel, dass Ende Juni 2009 in Japan anlief.
Fazit: Rebuild Of Evangelion 1.0 – You Are [Not] Alone[ ist die perfekte Kinoumsetzung der Serie, jedenfalls was die ersten sechs Episoden der Serie betrifft. Ohne die zahlreichen unnötigen Handlungsszenen ist der Film zugleich spannend und sehr unterhaltsam. Wer sich also oft an den lahmen Episoden nach dem grandiosen Auftakt der Serie gestört hat, der ist hier goldrichtig. Besonders die Actionszenen sind ein Hochgenuß für jeden Feuerteufel. Noch dazu besticht der Streifen mit seiner technischen Raffinesse und überzeugt auf der ganzen Linie.