Anspruch: | 10 |
Action: | 8 |
Spannung: | 8 |
Nun dieser Anime behandelt die parapsychologischen Fähigkeiten als tatsächlich mögliche Realität. Trotzdem sind auch einige Elemente enthalten, die eher in den Mystery bzw. Fantasy bereich gehören. So oder so, ist die Story gut recherchiert, so dass einem einige Dinge bekannt vorkommen, wenn man sich mit dem Thema befasst hat. Dazu gehört zum Beispiel die Tatsache, dass der Mensch nur einen sehr kleinen Teil seiner Gehirnkapazität nutzt und dass in dem unbenutzten Teil durchaus paranormale Fähigkeiten verborgen sein könnten. Oft wird auch angeführt, dass es sein könnte, dass Wut sichnegativ auf die Kontrolle über die eigenen Fähigkeiten auswirken könnte, wie es bei Naoto der Fall ist. Allerdings wird oft behauptet, dass sich paranormale Fähigkeiten erst im Laufe der Pubertät zeigen und nicht bereits im Babyalter entwickeln.
Nun der Anime behandelt also wie gesagt nicht unbedingt eine leichte Kost und ist oft auch recht verwirrend um das ganze dann mysteriöser zu machen. Was mir nicht gefällt, ist dass zumindest am Anfang die Fähigkeiten nur negativ dargestellt werden. Ein Telepath/Telempath wie Naoya würde zum Beispiel mit Sicherheit nicht nur Wut, Angst oder Ablehnung spüren können sondern natürlich auch Liebe oder Freundschaft. Wie alles im Leben hätten also solche Fähigkeiten immer zwei Seiten. Die Positive ist in diesem Anime jedoch stark zurückgedrängt. Also ich kann mir jedenfalls nur schlecht Vorstellen, dass man ständig nur irgendwelchen psychisch gestörten Serienkillern oder Vätern, die ihre kleinen Töchter foltern über den Weg läuft. Der Anime ist also recht psychomäßig und das „Charakterinnenleben“ steht im Vordergrund, die Zuordnung zum Genre Psychological ist also durchaus berechtigt. Man muss hier allerdings sich wirklich für das Thema interessieren und konzentriert dabei bleiben.
Story:
Die beiden Brüder Naoto und Naoya Kirihara sind beide paranormal Begabte. Naoto ist ein Telekinet, das bedeutet, dass er dazu in der Lage ist mit Hilfe seiner Gedanken Gegenstände zu bewegen. Letztendlich ist das eine sehr gefährliche Gabe, denn er wäre zum Beispiel dazu in der Lage einem anderen Menschen, die Aorta zu zudrücken oder eine Gehirnblutung zu verursachen ohne dass er den Anderen auch nur berühren müsste. Seine Fähigkeit besitzt er bereits seitdem er ein Baby ist und seine Eltern können seine Fähigkeiten nur sehr schlecht akzeptieren. Sie scheinen sich viel mehr vor ihrem eigenen Sohn zu fürchten, als dass sie ihn lieben würden, denn sobald Naoto wütend wird verliert er die Kontrolle über seine telekinetischen Fähigkeiten und verletzt schon mal jemanden in seiner Nähe oder zerstört Gegenstände.
Naotos sechs Jahre Jüngerer Bruder Naoya hat ebenfalls eine paranormale Begabung. Er besitzt die Fähigkeit durch physischen Kontakt die Gedanken und Empfindungen desjenigen zu lesen, den er berührt hat. Allerdings kann Naoya seine Fähigkeit nicht kontrollieren, so dass er also jedes Mal etwas sieht wenn er jemanden berührt egal ob er das will oder nicht. Bei dem was er sieht handelt es sich jedoch nicht um das was der jenige gerade denkt oder fühlt sondern dessen dreckigsten und perversesten Geheimnisse. Auch nach dem der Körperkontakt abgebrochen ist sieht er weiterhin diese Bilder und projiziert sie teilweise auf die Menschen in seiner Umgebung, so dass jeder sieht was er wahrgenommen hat. Zum Teil scheint er auch präkognitive Fähigkeiten zu haben, also zukünftige Ereignisse sehen zu können. Die schrecklichen Dinge, die er sehen kann treiben ihn fast in den Wahnsinn, denn er hat keine Möglichkeit sich davor abzuschirmen.
Für die beiden Brüder sind ihre Fähigkeiten jedoch eher ein Fluch als eine Gabe, denn sie haben keine richtige Konntrolle über sie. Wohin sie auch kommen, überall fürchtet man sie sobald es sich offenbart was für Fähigkeiten sie haben. Es geht so weit, dass ihre Eltern mit der Situation überfordert sind und sie in eine spezielle Anstalt stecken, die von einer Barriere umschlossen ist.
So wurden Naoto und Naoya von ihren Eltern verraten und verstoßen. Sie sind ganz allein, eingesperrt in eine Anstalt umgeben von der Angst und dem Haß der „Normalen“ Menschen. Sie sind ohne einen Ort an den sie gehen könnten oder zu dem sie gehören und fürchten sich vor den eigenen Fähigkeiten. Es ist verständlich, dass Naoto deshalb einen sehr starken Beschützerinstinkt für seinen kleinen Bruder entwickelt und dass sie ein sehr enges Verhältnis zueinander haben.
Nach 15 Jahren gelingt ihnen die Flucht aus der Anstalt und sie wollen versuchen nun endlich frei zu leben. Doch der Haß, der ihnen entgegen gebracht wird, steigert nur die Wut auf die Anderen und auf sich selbst. Naoya wird nach einem Zwischenfall in einer Bar von Visionen einer Serienmörderin verfolgt und er versucht gemeinsam mit Naoto den letzten Mord zu verhindern, der scheinbar erst noch passieren wird. Dabei nimmt ein Mädchen namens Shouko Futami mental Kontakt zu ihm auf und sagt ihm, dass das was er diesmal gesehen hat noch nicht Vergangenheit ist. Shouko scheint ebenfalls präkognitive Fähigkeiten zu haben, sie führt jedoch ein ganz normales Leben mit ihrer Familie und ihren Freunden.
Als Naoto und Naoya zu ihrem alten Elternhaus zurückkehren wollen, wird ihnen von einer Nachbarin gesagt, dass dort nie ein Haus gestanden hat. Was ist mit ihnen passiert? Ist das Bewusstsein der Brüder beeinflusst worden oder haben sie sich ihre Familie vielleicht nur eingebildet? . Was ist Realität und wo fängt die Vorstellung an? Treiben ihre Fähigkeiten sie in den Wahnsinn oder steckt jemand anderes dahinter? Was ist „Ark“ und welche Ziele verfolgen sie? Was ist die „Umwälzung“ und kann sie aufgehalten werden? Ist es für Naoto und Naoya wirklich möglich zu akzeptieren wer sie sind und ein normales Leben zu führen?
Manchmal ist die Rätselslösung nur die Suche nach der richtigen Frage und ein Mangel an Fragen haben die beiden Brüder auf keinen Fall. Entscheidend ist allerdings, wie sie handeln werden sobald sie die Antworten finden.
Storyverlauf:
Die Geschichte wird alles andere als liniar erzählt. Leider kommt es sehr oft zu Rückblenden, so dass man mache Szene 4-5 mal sieht, was unter anderem auch ziemlich verwirrend ist,
Hinzu kommt auch, dass Teile wiederholt werden, die man vorher bereits in einer Präkognition von Naoyo gesehen hat. Man muss sich also ziemlich konzentrieren und weiß trotzdem nicht immer ob dass was man gerade sieht auch im Augenblick passiert oder mögliche Zukunft oder eine Erinnerung ist. Die Wiederholungen tragen manchmal aber auch zum Verständnis bei, weil man so in der Lage ist die Verbindungen leichter zu erkennen.
Animation und Sound:
Also weder der Sound noch die Animationen sind sonderlich herausragend. Dieser Anime hat kein richtiges Openig, dafür aber zwei verschiedene Versionen von Endings. Das Zweite (Nemutte Ita Kimochi, Nemutte Ita Kokoro von Aya Kamiki) ist ganz okay. Der Zeichenstil hat mir auch ganz gut gefallen.
Fazit:
Gerade am Anfang ist Night Head Genesis ziemlich kompliziert und verwirrend. Ich kann nicht von mir behaupten, dass mir das Verhalten der Hauptcharaktere gefallen hätte. Es ist ziemlich zäh sich durch die ganzen Informationen am Anfang hindurch zu kämpfen, aber spätestens in Folge 6 wird es spannender und es fällt leichter allem zu folgen. Ab Folge 8 fangen allerdings die Fantasy/SciFi- Elemente an zu überwiegen.
Irgendwann sind mir durchaus Parallelen zu dem ersten Matrix-Film aufgefallen. Denn dieser Anime behandelt nicht nur paranormale Fähigkeiten als Thema sondern vielmehr die Fragen: Was ist Reaität und wodurch entsteht Wirklichkeit? Was beeinflusst sie? Leben wir Menschen in einem gemeinsamen Universum oder erschafft sich jeder Mensch durch seine Vorstellungsvermögen seine eigene Wirklichkeit?
Je genauer ein Film ein solch philosophisches Thema behandelt, desto verwirrender aber auch interessanter und sehenswerter wird er meiner Meinung nach. Letztendlich ist der Wunsch es verstehen zu wollen entscheidend. Jeder, der gern die Grenzen seiner oder ihrer Vorstellungskraft austestet, ist mit diesem Film gut beraten. Wer allerdings einfach nur ein wenig Unterhaltung sucht, sollte von Night Head Genesis lieber die Finger lassen!