Ein Großgewachsener im altehrwürdigen Gewand, Opalhalskette, weiße Handschuhe, das Gesicht mit einem bordeauxroten Tuch bedeckt unter dem nichtmenschliche Konturen erahnt werden, schreitet nach oben und bietet eine lächerlich hohe Summe.
Das Szenario könnte auch eine idealisierte Version eines Slave-Market-Porno sein. Es ist jedoch nur eine Romance-Story mit ein bisschen Fantasy-Welt.
Zusammenfassend: Ganz schnieker Halb-Monster-Magier, der ein emotionaler Analphabet ist, kauft ein 15-Jähriges Mädchen ohne jegliche Selbstachtung mit schlimmer Vergangenheit, die ein "Sleigh Beggy", also ein Menschlein, das große Mengen magische Energie auf Kosten der eigenen Lebensspanne absorbieren und generieren kann. Sie wird die Auszubildende und Braut des Magiers und fühlt sich das erste mal in ihrem Leben wohl, weil sie jemand zur "Familie zugehörig" nennt. Die magische Welt bietet den Stoff und die Probleme, an denen die Beziehung der beiden erstarkt und wächst.
Die Charaktere sind, nun ja, Klischees. Die Protagonistin Chise wettkämpfelt mit sich selbst, wie selbstlos und aufopfernd man sein kann, während man sich Egoismus vorwirft. Ihre gar nicht mal so tiefgründigen, aber als bedeutsam dargestellten Gedanken sind der Zuschauerschaft durchgängig transparent. Das Halbmonster Elias dient bis zur Hälfte als Mysterium. Wird dann aber treffend als "Kind" im Bezug auf seine Emotionen bezeichnet. Und eben derart grobkörnig leidet und vermisst und eifersüchtelt er. Alle anderen Charaktere gibt es nur zweckdienlich, man muss nicht nach Persönlichkeiten suchen.
Die einzelnen Folgen, die einzelnen Sequenzen der Story sind das Meisterstück der Serie, das wohl die sehr gute Bewertung für viele ausmacht. Jede Subgeschichte, jedes Problem, hat eine gute Exposition, und wird mit Drama und Spannung abgehandelt und kommt immer zu einem zufriedenstellenden Ende. Nie ist der Ausgang oder was als nächstes passiert vollkommen klar, anfangs sogar beinahe nicht vorhersagbar. Man darf durchgängig über das Staunen, was in dieser Welt möglich ist und man noch nicht wusste. Hier wurde extrem gute Arbeit geleistet.
Bild und Ton sind glattgeleckt schön, auf dem neuesten Stand der Technik. Einzelne Chibi-Sequenzen in teilweise sehr dramatischen Szenen irritieren ein wenig, aber der Stil wird auf hohem Animationsniveau durchgehalten. Oftmal funkelt und glitzert es, Musik für die Tränendrüse erscheint. Der Kitsch wird in dieser Ebene generiert - und davon gibt es wirklich Unmengen.
Für mich persönlich war das ganze ein Klogriff. Ich hatte gedacht etwas ähnliches wie Mushishi zu bekommen, habe aber eine Kitsch-Romanze abgegriffen, bei der ich das Setting eher instrumentalisiert empfand, als denn irgendwie sinnvoll oder bedeutsam. Die Charaktere sind lächerlich und Stimmung wird vor allem über pathetische Bindungs- und Liebesbekundungen, Glitzern und Musik erwirkt. Die glattgeleckten Animationen lassen in Chises Gesicht keine Emotionen zu und Elias hat ja nichtmal eines.
Bei einem allgemeinen Fazit kann man den Unterhaltungswert der Serie nicht absprechen, man muss ihn sogar sehr hoch halten. Wahrscheinlich handelt es sich hier um ein Pendant der romantischen, westlichen Frauenfilme für japanische Männer. Die Emotionen sind zwar nicht komplex, aber mit allen Mitteln in Szene gesetzt, damit man mit Chise Mitgefühl entwickelt und Mitleid hat. Ich denke, das wurde zwar mit ein bisschen Gewalt, aber sehr gut gemacht.